Man kann nicht eigentlich behaupten, dass unsere Bungalows in "Trockenbauweise" erstellt werden zurzeit, auch wenn das ja eigentlich mal so geplant war: Es regnet nämlich kräftig bei uns im Süden von Kreta. Und also auch auf unserer Baustelle und folglich auf unsere Bungalows mit der behaupteten Trockenbauweise. Das ist ungewöhnlich für diese Jahreszeit, eigentlich ist das ja auch ganz erfreulich, denn diese Gegend kann Regen gut gebrauchen – aber wir halten es mit den Kretern, die behaupten, so einen schlechtwettrigen Dezember hätte es die letzten einhundertundfünfzig Jahre nicht gegeben, das soll sich doch bitte bald mal ändern. Und die regionalen Zeitungen registrieren auf ihren Titelseiten die Regenmengen, die hier gemessen werden.
Unser Bau-Ing. Vasilis freut sich über den Regen, er sagt, der Regen tut unserer Baustelle gut, da sackt die aufgeschüttete Erde, und wir beginnen darüber nachzudenken, wie sich später wohl mal ein Ententeich zwischen unseren Olivenbäumen ausmachen würde, verfolgen diese Idee aber nicht wirklich weiter.
Vor dem dritten Herbstregen gingen die Bauarbeiten recht gut voran, Dach- und Wandisolierungs-Iannis fand schon, man müsse mal ein wenig Tempo aus der Sache herausnehmen, das ginge jetzt alles zu flott. Und dann kam ja auch der Regen: Während bei großer Hitze hier noch gearbeitet wird, wo in anderen Ländern längst Baustellen verlassen dastehen, kommen uns die Kreter hier etwas wasserscheu vor, da genügen manchmal schon ein paar Tropfen, und auf unserer Baustelle sind wenig Leute zu sehen. Aber dieses Mal war der Regen auch so heftig, dass wir einsehen: Da warten wir besser, und wenn wir inzwischen ja noch so viele Dächer haben. Denn wahrscheinlich kann man im Dauerregen auch wirklich nicht in Trockenbauweise arbeiten.
Wir haben die Regenzeit genutzt und sind allerhand andere Dinge außerhalb unserer Baustelle angegangen. Bei der Firma, die unsere Lichtausrüstung liefert, hatten wir bereits alle Bestellungen erledigt.
So haben wir uns mal im Büro der staatlichen Stromgesellschaft in Mires vorgestellt und uns angemeldet. Das ist natürlich notwendig, wenn wir Strom beziehen wollen, und das wollen wir ja nun unbedingt, wo doch die Strommasten schon verheißungsvoll vor unserem Grundstück stehen. Wir haben dann erfahren, dass es mit den Stromlieferungen gerade nicht so einfach sei: Ja, mit den Zuleitungen funktioniere das grundsätzlich, aber zurzeit gäbe es Lieferschwierigkeiten für Stromzähler. Vielleicht haben wir aber Glück, denn wir brauchen keine normalen, sondern extragroße Stromzähler, noch dazu solche, die den Strombezug, aber auch unsere Stromproduktion zählen, weil wir ja auch Strom produzieren mit unserer Photovoltaik-Anlage und den Strom ins Netz einspeisen, der will ja auch gezählt werden: Solche extragroßen Stromzähler gibt es vielleicht zurzeit noch, die könnten also möglicherweise eher bei uns angebracht werden, da wollen wir doch auf baldigen Stromanschluss unserer "kleinen Welt" hoffen.
Duschen, Waschbecken, Toiletten haben wir uns vor langer Zeit ausgesucht, jetzt brauchen wir sie aber sehr plötzlich auf unserer Baustelle, weil die an die Leitungen angepasst werden müssen, die ja schon in unseren Wänden hängen. Mit Manos von unserem Lieblingssanitärausstatter in Tympaki machen wir einen Termin aus, und Manos schlägt uns einen Termin nach Ladenschluss vor, damit wir ungestört bleiben und lange Zeit haben. Das wird wieder einmal ein fröhlicher Abend, an dessen Ende wir tatsächlich alles zusammen haben, was wir brauchen. Und schon am nächsten Tag werden die ersten Toilettenkästen geliefert und in unsere Trockenbauwände eingebaut.
Für unsere Fenster brauchen wir noch Marmor-Fensterbretter, und auch die Schiebetüren sollen auf Marmor aufgebaut werden. So macht man das hier, erklärt man uns. Also sind wir bei Regenwetter bei einem Fachgeschäft für alle Arten von Marmor und suchen uns den am wenigsten unpassenden Marmor aus. Andere marmorne Gegenstände, die hier ausgestellt werden, nehmen wir interessiert zur Kenntnis.
Tagelang regnet es ja auch nicht auf Kreta, dieser Herbstregen ist dann auch wieder vorbei, Vasilis findet, die Erde ist genug gesackt und freut sich nun über den Wind, der das Land wieder trockenpustet. Und auf unserer Baustelle wird wieder zügig weiter gearbeitet. Natürlich bauen wir keine U-Bahn vom Parkplatz zu unserem Seminargebäude, aber das sind doch schon beinahe Tiefbauarbeiten für Gräben, in denen dann die Haupt-Wasserrohre verlegt werden sollen.
In den Bungalows wird weiter am Innenleben der Wände gearbeitet, wir diskutieren Schaltkreise und Belüftungskanäle, um am Ende haben wir nur wenige Steckdosen vergessen. Und nur einzelne eher Unbeteiligte weisen noch Regenspuren auf.
Morgen haben wir nun Termine in Heraklion, da entscheiden wir über Café-Küchen-Ausstattungen und Wegebeleuchtungen, denn da stehen auch bald Einbauten an. Heute Abend haben wir auch noch allerhand vor: Klempner-Iannis hat uns neben einer Tsikoudia-Flasche drei Rotweinflaschen von seinem Weinberg mitgebracht und uns in Auftrag gegeben, ihm mitzuteilen, welche Flasche uns am besten geschmeckt hat. Und auch solchen Aufgaben stellen wir uns natürlich gerne.
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